Aktuelle Veranstaltungen und Fortbildungen des Landesverbandes
Hier unsere Fortbildungen in 2022
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Ein geringer Unkostenbeitrag ist ggf. vor Ort in bar zu entrichten.
Thema 3 : Leben in der Pflege- und Adoptivfamilie
„Seelische Gesundheit von Pflege- und Adoptiveltern –
Beziehungsstabilität für die Kinder durch
Selbstreflexion und Selbstfürsorge“
Datum/ Ort : 17.06.2023 in Elxleben, Mühlplan 12
Uhrzeit : 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Referent : Silvia Koppe, Bildungsforschung, Bildungsberatung - angefragt
Inhalt:
Jede Familie muss für sich entscheiden, wie viele Belastungen sie aushalten können und sie muss rechtzeitig spüren, wann die Beziehung kippt und Verärgerung, Frust oder Trauer die Familie beherrscht.
Es muss dabei auf alle Familienmitglieder geschaut werden, insbesondere auch auf Pflegegeschwister.
Was kann eine Pflege- oder Adoptivfamilie aushalten, wo sind meine persönlichen Grenzen?.......Was macht es mit meiner Partnerschaft? …..Leiden bzw. verstehen meine leiblichen Kinder?
Diese Familienbildung ist eine überregionale Fortbildung für die Pflege- und Adoptiveltern. Das ist wichtig für den Austausch und der Vernetzung der Teilnehmer.
Es muss bei allen das Bewusstsein wachsen, dass nur seelisch starke und selbstreflektierte Eltern eine stabile Pflege- bzw. Adoptivfamilie ausmachen oder sogar die Familie erhalten können.
Oft ist man in das Familienleben so intensiv eingetaucht, dass ein stiller Moment, um sich selbst wieder zu finden, oft vergessen oder für nicht nötig gehalten wird.
Man ist so in den Alltag eingebunden durch Arztbesuche, Therapien, Schule, Kindergarten, Ergo- und Logopädie und auch bedacht, dass sich das Kind einlebt und sich trotz all seiner Erlebnissen wohl fühlt, dass man sich selbst vergisst.
In der Familienbildung wird die Referentin Frau Koppe, intensiv mit den Teilnehmern arbeiten. Durch das Ausfüllen von Fragebögen und durch Erlebnisberichte der Eltern werden Überlastungssituationen detailliert analysiert und Wege bereitet, diese Überlastung rechtzeitig zu erkennen bzw. Wege zum Gegensteuern gezeigt.
Wo kann ich mir Hilfe holen? Welche Rituale gibt es, um entspannt durch den Tag zu kommen? Darf ich auch mal NEIN sagen?
Dieses Innehalten und Gegensteuern sind enorm wichtig, um stark zu sein, Übertragungen zu vermeiden und, um sich in Ruhe, auf die Eigenheiten der Pflegekinder einlassen zu können. Das bedeutet Erhalt der Familie und positive Energie, um dem Alltag gewachsen zu sein.
Zielgruppe: Pflege- und Adoptivfamilien, unmittelbare Angehörige der
Pflege- und Adoptionsfamilien, alle am Thema Interessierte
Thema 4 : Leben in der Pflege- und Adoptivfamilie
„Bedeutung des SPIELENS“
Datum / Ort : 26.08.2023 Schönstedt bei Weißensee, Lessingplatz 10
Uhrzeit : 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Referent : Martin EL Assil Hirsch
Inhalt:
Unser Kind spielt nicht! Es baut auf und wieder ab, der Spielvorgang fehlt. Warum ist das Spielen so wichtig?
Im Spiel setzen sich Kinder aktiv und intensiv mit sich selbst und ihrer Umwelt auseinander. Das Spiel bietet daher ideale Voraussetzungen für erfolgreiche Lernprozesse in allen Bereichen der kindlichen Entwicklung. Die Kinder entwickeln im Spiel ihre Identität und ihre Persönlichkeit weiter.
Beim gemeinsamen Spielen erleben Kinder Nähe und Vertrauen und üben soziales Verhalten ein. Sie lernen, die Folgen ihrer Handlungen für andere kennen, und entwickeln Einfühlungsvermögen, Verständnis für andere und Gemeinschaftsgefühl.
Mithilfe von Sprachspielen ist es möglich, den Kindern Sprache und Wortschatz beizubringen, ohne dass sie es bewusst wahrnehmen. Auf diese Weise lernen Kinder neue Worte, Formulierungen und Satzkonstruktionen. Können sich daher besser verständigen und nehmen aktiver am gesellschaftlichen Leben teil.
Diese Familienbildung will auf die Wichtigkeit des Spielens hinweisen und Hilfestellung geben, wie man das Spiel begleiten bzw. anleiten kann.
Die Familienbildung wird aber zwei Richtungen des „SPIELS“ beleuchten. Einmal, wie kann geholfen werden, dass das Kind das Spiel erlernt und Gefallen daran findet. Aber auch, was kann ich als Eltern aus dem Spielverhalten erkennen und wie deute ich dieses Verhalten.
Wichtig für das Verständnis bei der Traumatisierung von Kindern, ist der Sachverhalt, dass Kinder meist nicht oder wenig über das Erlebte sprechen. Dies tun sie etwa bis zu einem Alter von ca. 14-16 Jahren selten, in Abhängigkeit zum Entwicklungsstand.
Aber nicht alle Kinder schweigen über den entsprechenden Vorfall. Es kommt vor, dass Kinder erwähnen, was Ihnen widerfahren ist. Um die Situation jedoch emotional zu verarbeiten, nutzen Sie meist das Spiel. Im allgemeinen Spiel, dem Puppenspiel, im Spiel mit Gleichaltrigen, in Zeichnungen o.ä. werden die Situationen entsprechend nachgespielt oder einzelne Szenen dargestellt. Wenn das Kind größere Ängste oder Zorn verarbeitet, fallen die Spiele oder auch die gemalten Bilder etwas ausgeprägter auf. Die Spiele wiederholen sich entsprechend des Trauma - Schemas, bis im Idealfall eine Lösung im Spiel gefunden wurde. Das Gleiche passiert mit entsprechenden Zeichnungen oder Bildern. Hier können dramatische und besorgniserregende Zeichnungen entstehen. Aus Angst oder Besorgnis unterbrechen die Erzieher, Lehrer oder auch Eltern diese Spiele, teilweise werden die Kinder „bestraft“ für das auffällige Verhalten. Es ist nun eine Gradwanderung einerseits einen Rahmen zu bieten, in dem das Kind „zu Ende spielen“ kann, andererseits dafür zu sorgen, dass das Kind dabei die Regeln des Soziallebens nicht verletzt und andere Kinder nicht zu stark in Mitleidenschaft gezogen bzw. geschützt werden. Hier kommt es nun auf Rahmenbedingungen und das Verhalten der Erwachsenen an.
Diese Familienbildung kann einen kleinen Beitrag dazu leisten und sensible für dieses Thema machen. Aufklärung WARUM spielt mein Kind so, ist enorm wichtig, um den Hintergrund der Aktivitäten zu erkennen.
Gerade bei Tabu-Themen wie sexueller Missbrauch, wurden die Kinder vom Täter unter Druck gesetzt, meist ist es ein Freund der Familie oder ein Angehöriger, selten der fremde böse Mann mit den Bonbons. Aus diesem Grunde kommt es in diesen Fällen vor, dass Kinder ein schlechtes Gewissen, Angst vor Strafe oder Zurückweisung haben und nicht über die Themen sprechen. Stattdessen nässen sie ein, fallen in frühere Entwicklungsstadien zurück oder agieren aggressiv (teilweise auch hyperaktiv) bzw. haben ein Spielverhalten, was hinterfragt werden muss.
Die Familienbildung wird den Teilnehmern vermitteln, dass es schwierig ist, Spielverhalten zu deuten und zu lenken. Aber durch das Kennenlernen von
Situationen und durch das Erläutern des Referenten wird diese Fortbildung einen Beitrag zum Verstehen leisten.
Zielgruppe: Pflege- und Adoptivfamilien, unmittelbare Angehörige der Pflege- und Adoptionsfamilien, alle am Thema Interessierte
Thema 5 : Leben in der Pflege- und Adoptivfamilie
„Selbstverletzendes Verhalten, Ursachen und Umgang mit diesem Hilferuf“
Datum / Ort : 23.09.2023 in Meiningen
Uhrzeit : 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Referent : Martin EL Assil Hirsch
Inhalt:
Sich selbst mit Gegenständen, wie Messer, Scherben oder Rasierklingen zu verletzen, um ein besseres Gefühl zu erlangen, ist eine erschreckende
Vorstellung, dennoch Realität.
Viele Menschen, die ein psychisches Trauma erlebt haben, sind in dem Konflikt, das Erlebnis entweder zu verleugnen oder es laut auszusprechen. Oft aber schweigen sie aus Angst, dass ihnen nicht geglaubt wird oder sie haben so viele Hilferufe abgesetzt, dass sie aufgegeben haben. Auch das Alter, in der die Traumatisierung passiert ist, spielt bei der Verarbeitung eine große Rolle.
Dies hat zur Folge, dass die Geschichte des traumatischen Ereignisses oft nicht verbal auftaucht, sondern als Symptom.
Daraus entwickelt sich für die Familienbildung die Frage: „Was hat Traumatisierung und Vernachlässigung mit dem Symptom der Selbstverletzung zu tun“?
Klären wird die Familienbildung, dass sich unsere Kinder und Jugendliche nicht selbst verletzen würden, wenn sie in der Kindheit oder Jugend kein traumatisches Erlebnis gehabt hätten. Daher soll erklärt werden, was ein Trauma ist, wodurch ein Trauma entstehen kann und welche Auswirkungen ein Trauma auf Betroffene haben kann.
Erläutert wird die posttraumatische Belastungsstörung als Folge traumatischer Ereignisse und das ungewollte Wiedererleben von Aspekten des Traumas. Die Betroffenen haben die gleichen sensorischen Eindrücke (z.B. Bilder, Geräusche, Geschmack, Körperempfindungen) und gefühlsmäßigen und körperlichen Reaktionen wie während des Traumas.
Ein Säugling ist von der Geburt an genetisch darauf programmiert sich mit seinen Bezugspersonen zu verbinden. Diese sollten zu „Bindungspersonen“ in seinem weiteren Leben werden. Es muss nicht der leibliche Vater oder die leibliche Mutter sein, sondern es können Adoptiveltern, Personen aus Pflegefamilien oder ihm näherstehende Personen sein, die es liebevoll umsorgen. Das Kind wird sich in einer Angstsituation an die Bezugspersonen wenden, um Geborgenheit und Schutz zu suchen.
Wenn Kinder in den ersten Lebensjahren über einen längeren Zeitraum traumatische Erfahrungen gemacht haben, entwickeln sie nicht nur eine desorganisierte Bindung, sondern zudem eine Bindungsstörung.
Es werden daraufhin andere Verhaltens- und Überlebensstrategien vom Kind entwickelt. Bei dieser Form der Bindungsstörung begeben sich Kinder in ihre eigene innere Welt mit Anzeichen des körperlichen und geistigen Entwicklungsrückständen, stereotypen Bewegungsmustern, die der Selbststimulation dienen, bis hin zu selbstverletzendem Verhalten. Diese Kinder und Jugendlichen haben keine Erwartungen an emotional hilfreiche und verfügbare Beziehungen mehr, so dass sie auf äußere Reize selbst sorgen.
Auch wird die Borderline - Störung als eine dissoziative bzw. traumabedingte Störung bezeichnet, die selbstverletzendes Verhalten auslösen kann.
Für Menschen mit einer Borderline - Störung sind Grenzen nicht vorhanden oder es sind unklare Grenzen. Selbstverletzendes Verhalten hilft ihnen ihre körperlichen Grenzen wieder zu erfahren. Sie gelten als Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl und unberechenbaren Gefühlen, die nur unbeständige zwischenmenschliche Beziehungen haben. „Ist das so ?“
Der Referent wird hier zum besseren Verständnis Fakten erläutern und auf Fragen der Teilnehmer eingehen.
Versteht man die Ursache der Selbstverletzung kann man sich besser in das Kind bzw. den Jugendlichen hineinversetzen und auch Hilfeansätze gezielt überlegen.
Kann ich als Pflege- und Adoptivfamilie besser verstehen, kann das Gefühl der Angst um das Kind und der eigenen Hilflosigkeit in Handeln, Verständnis und Hilfesuche umgewandelt werden.
Teilnehmer:
Pflege- und Adoptivfamilien, unmittelbare Angehörige dieser Familien, alle am Thema Interessierte
Thema 6 : Leben in der Pflege- und Adoptivfamilie
„Verhaltensauffälligkeiten – Folge von
Vernachlässigung, sexuellem Übergriff und
traumatischer Erfahrungen“
Datum/ Ort : 28.10.2023 in Sömmerda
Uhrzeit : 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Referent : Martin EL Assil - Hirsch
Inhalt:
Da alle Kinder eine Biografie in die Pflegefamilie mitbringen und meist eine Biografie des Überlebenskampfes, der Vernachlässigung und der Gewalterfahrungen sind Übertragungen, Aggression, Dissoziation, Überangepasstheit, regredierendes Verhalten und Abwehr im Alltag präsent.
Das sind Schlagwörter, die alle Pflegefamilien kennen und im Alltag erleben und aushalten.
Wir alle werden durch das, was in unseren Genen liegt und was wir auf unserem Lebensweg erfahren haben, zu dem Menschen, der wir sind.
So haben manche einen starken Kern, die ihn viel ertragen lassen und andere Menschen zerbrechen schnell und können nicht so viele Differenzen ertragen.
Natürlich geht es den Pflegekindern genauso.
Es gehört zu den Symptomen schwer Traumatisierter, dass sie bestimmte Ereignisse nicht mehr einordnen können und sich falsch erinnern. Die posttraumatische Belastungsstörung lässt Ereignisse durcheinandergeraten und manchmal, je nach Alter, in einem anderen Licht erscheinen. Es ist schwer, die Folgen einzuordnen.
Diese Palette der Erfahrungen bringen die Kinder mit in unsere Familie.
Können sie sich in die neue Familie integrieren?
Können wir damit umgehen, können wir ständig verzeihen?
Können wir uns ständig ins Gedächtnis rufen, was sie erlebt haben und deshalb so reagieren, wie wir reagieren müssten?
Warum stehlen sie, warum kämpfen sie weiter, warum können sie ihre Geborgenheit nicht immer genießen?
Kann ich das meinen leiblichen Kindern zumuten? Leiden sie, wenn ich verzweifle?
Das sind Fragen, die eine Familie im ständigen Alltagsgeschehen, sehr belasten können.
Jeder Familie muss für sich entscheiden, wie viele Belastungen sie aushalten können und sie muss rechtzeitig spüren, wann die Beziehung kippt und Verärgerung, Frust oder Trauer die Familie beherrscht.
Ein ganz lockeres, freundliches Gespräch kann zur plötzlichen Eskalation führen.
Ratlosigkeit, Betroffenheit, manchmal Trauer und Frust bleibt als bitterer Beigeschmack.
Wie kann ich solche Übertragungen vermeiden? Kann ich sie überhaupt vermeiden?
Wie kann ich frühzeitig die Anzeichen erkennen und wie deute ich Mimik und Gestik?
In dieser Familienbildung wir erklärt, warum Kinder mit traumatischen Erlebnissen, in unserer Familie solche Verhaltensauffälligkeiten zeigen und warum sie „nicht anders können“.
Stehlen, nicht Achten von Werten und ständiges Kaputtmachen – was geht in den Kindern vor und warum können sie es nicht oder kaum aushalten, bis sie wieder einen neuen Wunsch erfüllt bekommen, obwohl das letzte Geschenk nicht lange her ist – vielleicht auch erst am Vortag war?
Oft hört man den Satz: „Das Taschengeld brennt ein Loch in die Hose, darum muss es sofort ausgegeben werden.“
Hier geht es um das Verstehen der sofortigen Bedürfnisregulierung bzw. das Erleben eines Kaufrausches, der beim Bezahlen an der Kasse -trotz monatelangem Wunsch- schon weg sein kann.
Vernachlässigte Kinder können schwer verstehen, auch schwer nachvollziehen und besonders schwer glauben, dass der Kühlschrank morgen auch voll ist und die regelmäßigen Mahlzeiten abgesichert werden.
Misshandelte Kinder erlebten nicht selten Geschenke zur „Wiedergutmachung“ und fordern daher die Eskalation in der Pflegefamilie zur materiellen Befriedigung der eigenen Bedürfnisse.
Du hast mich angeschrien….. bestraft…..jetzt schenke mir……sonst nehme ich dir übel…..
Um all diese Auffälligkeiten zu verstehen und auch ertragen zu können, wird der Referent praktische Beispiele darstellen und die Teilnehmer werden u.a. in Rollenspielen und Arbeitsgruppen nach Lösungsansätzen suchen.
Es werden praktische Tipps, Rituale und Alltagsregeln vorgestellt, die sich im Alltagsleben bewähren. Durch diese Rituale und Regeln können die Kinder eine Sicherheit in ihrem Leben erlangen und dadurch die Ruhe für den Beziehungsaufbau bekommen.
Es gibt Ratschläge für das Spielen, gemeinsame Naturerlebnisse, gemeinsames Kochen und das Ritual des Essens. Aber auch Tipps für die Gestaltung eines Streitgespräches oder eines „sich erst einmal aus dem Weg gehen“.